Seit mehreren Jahren arbeitet innovateIT in verschiedenen Projekten eng mit einem ukrainischen Nearshoring Partner zusammen. Dieser kurze Bericht dokumentiert die dabei gemachten Erfahrungen.
Warum Nearshoring
Der Begriff Nearshoring bezeichnet eine Sonderform des Offshorings und ist aus mitteleuropäischer Sicht die Verlagerung von Dienstleistungen in osteuropäische Länder. Die Vorteile von Nearshoring (gegenüber Offshoring) liegen auf der Hand:
- Kulturelle und oft auch sprachliche Nähe zwischen Auftraggeber und Entwicklungspartner.
- Die Problemstellung, dass die Arbeiten über verschiedene Zeitzonen hinweg erbracht werden müssen, fällt weg.
- Der Aufwand für Reisen und persönliche Treffen wird erheblich reduziert.
Diese Vorteile machen Nearshoring KMU-tauglich und erlauben auch kleineren Unternehmen, vom Hauptnutzen der Arbeitsauslagerung zu profitieren. Dieser liegt in den folgenden drei Kerneigenschaften des Nearshorings:
- Erzielung erheblicher Kostenvorteile (z.B. Faktor 1:5) gegenüber der klassischen lokalen Auftragsvergabe von Entwicklungsarbeiten.
- Auslagerung der Problemstellung, geeignete Spezialisten für eine anspruchsvolle inhouse Entwicklungen zu finden.
- Flexibilisierung der Teamgrösse – je nach anfallendem Arbeitsaufwand kann das Team kurzfristig wachsen oder auch verkleinert werden.
Gewähltes Operating Model
Grundsätzlich stehen zwei unterschiedliche Zusammenarbeitsmodelle zur Verfügung:
- Fest vorgegebene Projektdefinition und Entwicklung zu Festpreisen
- Arbeit mit dedizierten Projektteams nach Aufwand
Beide Modelle haben Vorteile. In vielen – vor allem agilen – Entwicklungsmodellen ist die zweite Variante jedoch praxistauglicher, da sie eine Feinsteuerung des Projektes eher zulässt und damit Lerneffekte auch innerhalb eines Projektzyklus ermöglicht. Um die Kosten trotzdem unter Kontrolle zu halten, bietet sich eine periodische – z.B. zwei-wöchentliche – Verifikation der time-to-complete und der cost-to-complete KPI’s an. Zusammen mit den planbaren, typischerweise fixen monatlichen Kosten des Entwicklungsteams können so einfach und zeitnah die Gesamtkosten des Projektes abgeleitet und gegebenenfalls Massnahmen geplant werden.
Für die Aufgabenteilung und die Verantwortlichkeiten bezüglich Lieferobjekte wurde das dargestellte Prozessmodell verwendet. Der Arbeitsfortschritt aller Artefakte war dank entsprechender Werkzeuge und Repositories für beide Partner jederzeit transparent ersichtlich.
Erfolgfaktoren bei der Arbeit mit dedizierten Teams
Unsere Projekterfahrungen zeigen, dass sich folgende Grundsätze für eine effiziente Arbeitsteilung bewähren:
- Projektdefinition erfolgt natürlicherweise durch den Auftraggeber. Zwingend sind dabei stabile Requirements und klare Projektgrenzen. Es bewährt sich, grössere Vorhaben in kleinere Etappen zu unterteilen.
- Vorgaben bezüglich Plattformarchitektur können durchaus gemeinsam mit dem Nearshoring Partner erarbeitet werden. Vor dem effektiven Projektstart muss die Architektur aber abschliessend festgelegt sein.
- Nach der Klärung der Architektur, der Requirements und dem Projektumfang verschiebt sich die Arbeitslast zunehmen zum Nearshoring Partner. Idealerweise schreibt der Partner alle Spezifikations- und Produktdokumente selber und der Auftraggeber beschränkt sich auf die Rolle des Reviewers und Approvers.
- So kann geprüft und sogar erzwungen werden, dass der Nearshoring Partner die Aufgabenstellung wirklich versteht. Zudem wird er in die Verantwortung eingebunden und zum Mitdenken gezwungen.
- Der Projektfortschritt sollte zumindest auf einer wöchentlichen Basis verfolgt werden. Zudem empfiehlt sich für die Feinsteuerung, dass alle zwei Wochen die Restkosten und Restaufwendungen verifiziert und mit den initialen Schätzungen verglichen werden.
- Bei Abweichungen und Fachfragen sollten – wie in allen agilen Entwicklungsverfahren – rasche Entscheidungszyklen sichergestellt werden. Der Vertreter des Auftraggebers muss über das entsprechende Wissen und die notwendigen Kompetenzen verfügen.
- Zentral für ein effizientes Arbeiten sind eine transparente, zentrale Dokumentenablage und gemeinsam gelebte Prozesse, die durch entsprechende Werkzeuge (z.B. Testing Tools) unterstützt werden.
Insgesamt sind die Nearshoring Erfahrungen von innovateIT sehr positiv. Zur Nachahmung empfohlen – wir wünschen viel Erfolg!